Inklusion ist tragbar
Das Trachten-Informationszentrum in Benediktbeuern sieht seine zentrale Aufgabe darin, bayerische Kleidungskultur zu erforschen und zu pflegen. Sich seine folkloristischen und ideologischen Vereinnahmung entgegenzusetzen und sich darüber hinaus zur Inklusion zu bekennen, ist dabei Teil des Selbstverständnisses und zugleich Ausgangspunkt für eine präzise und äußerst ästhetisch lancierte Kampagne, konzipiert und gestaltet von Jana Cerno und Nan Mellinger: Als Basis für die Entwicklung eines Kampagnenlogos griffen die Kreativen auf die Brezn – einst Devotionsgebäck und Bäckerzunftszeichen, heute freilich Inbegriff bayrischer Esskultur – sowie den Seemannsknoten zurück. Zwei Stränge finden sich hier in einer Windung zusammen und geben den eingearbeiteten TIZ-Initialen Halt. »Eine Betonung von Zusammenhängen, die auf den ersten Blick nicht offensichtlich sind, kennzeichnet schließlich auch den Begriff der Inklusion im Sinne der Einbeziehung und Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben«, so Nan Mellinger. »Man darf es aber auch als Anspielung auf jene Knoten in unserem Denken verstehen, die es für einen achtsamen Umgang miteinander aufzulösen gilt.«
Als Trägermedium der Kampagne dient eine limitierte Edition quadratischer Tücher, die als Krawatte, Einstecktuch, Armband oder aber als schmückendes Accessoire für die Handtasche oder den Fahrradlenker eingesetzt werden können. Auf ihnen ergibt das Inklusions-Motiv ein feines, dezentes Ton-in-Ton-Muster, dass in Verbindung mit dem kontrastreich gestickten Logo ein klares Statement setzt. Inklusion ist also durchaus tragbar – diese Idee wurde jüngst zurecht mit dem German Design Award für herausragende Qualität ausgezeichnet. Auf die Fortsetzung darf man gespannt sein…
Novum 09-18